Das Jahr 2025 rückt näher, und die wirtschaftlichen Prognosen zeichnen ein düsteres Bild. Laut dem Kreditversicherer Allianz Trade wird die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland um 4 % auf 23.000 Fälle steigen. Dieser Anstieg übertrifft die bisherigen Erwartungen, die von einem moderateren Plus von 2 % ausgingen. Trotz eines minimalen Wirtschaftswachstums des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bleibt die Lage angespannt – erst im Jahr 2026 zeichnet sich eine leichte Entspannung mit einem prognostizierten Rückgang der Insolvenzen um 4 % auf 22.100 Fälle ab.
Die Gründe für die steigenden Insolvenzen
Die wirtschaftliche Schwäche in Europa, insbesondere in Deutschland, setzt Unternehmen stark unter Druck. Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, beschreibt die Situation eindrücklich:
„Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche in Europa macht den hiesigen Unternehmen zu schaffen. Gleichzeitig sind sie durch eine stärkere Orientierung auf Wachstumsmärkte außerhalb Europas zunehmend Exportrisiken im Ausland ausgesetzt.“
Ein Mix aus internen und externen Herausforderungen sorgt für eine angespannte Lage:
- Schleppende Nachfrage:
Die stagnierende Konjunktur in Europa dämpft die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, sowohl im Inland als auch auf internationalen Märkten. - Steigende Löhne und sinkende Wettbewerbsfähigkeit:
Höhere Löhne belasten die Unternehmen, die gleichzeitig mit einer geringeren Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit kämpfen. - Fällige Kredite:
Viele Unternehmen stehen vor der Rückzahlung von Krediten, die während der Corona-Pandemie aufgenommen wurden. - Teurere Refinanzierung:
Höhere Zinsen erschweren die Finanzierung, während die Zahlungsmoral vieler Geschäftspartner schlechter wird. - Höheres Ausfallrisiko:
Die wirtschaftliche Unsicherheit führt zu einer Zunahme von Zahlungsausfällen, was die Liquidität vieler Unternehmen gefährdet.
Rekordhoch bei Großinsolvenzen: Ein globales Problem
Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Großinsolvenzen, die 2025 ein neues Rekordniveau erreichen werden. Westeuropa steht dabei an der Spitze eines globalen Trends, der auch Nordamerika erfasst. Die Konsequenzen sind weitreichend:
- Gefährdung von Arbeitsplätzen:
Bis 2025 könnten in Europa und Nordamerika über 1,6 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen. Dies entspricht 8 % der Gesamtarbeitslosigkeit und markiert den höchsten Stand der letzten zehn Jahre. - Auswirkungen auf die Lieferketten:
Großinsolvenzen können erhebliche Störungen in den Lieferketten verursachen und damit weitere Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen.
Besonders gefährdete Branchen
Die Allianz Trade identifiziert das Baugewerbe, den Einzelhandel und den Dienstleistungssektor als besonders gefährdete Branchen.
- Baugewerbe:
Explodierende Baukosten, ein Rückgang bei Investitionen und Schwierigkeiten bei der Refinanzierung setzen die Branche unter enormen Druck. - Einzelhandel:
Der zunehmende Wettbewerb durch den Online-Handel, kombiniert mit einer sinkenden Kaufkraft der Verbraucher, bedroht viele stationäre Händler. - Dienstleistungssektor:
Schlechte Zahlungsmoral und geringere Nachfrage in Bereichen wie Gastronomie, Tourismus und persönlicher Dienstleistungen führen zu Insolvenzen.
Gefahr für den Arbeitsmarkt
Die wirtschaftliche Schwäche trifft nicht nur Unternehmen, sondern hat auch massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Mit der Gefahr, dass über 1,6 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen könnten, drohen langfristige Folgen für die betroffenen Regionen:
- Steigende Arbeitslosigkeit:
Die hohen Insolvenzzahlen treiben die Arbeitslosenquote in die Höhe, was die Konsumnachfrage weiter schwächt. - Verlust von Fachkräften:
Arbeitsplätze in Schlüsselbranchen gehen verloren, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft gefährden kann.
Strategien zur Bewältigung der Krise
Um den Herausforderungen entgegenzuwirken, können Unternehmen und politische Akteure Maßnahmen ergreifen:
- Diversifizierung der Märkte:
Unternehmen sollten ihre Exporte verstärkt auf Wachstumsregionen außerhalb Europas ausrichten, um das Risiko zu streuen. - Restrukturierungsmaßnahmen:
Frühes Erkennen von finanziellen Schwierigkeiten und konsequente Restrukturierungen können Insolvenzen verhindern. - Förderung der Wettbewerbsfähigkeit:
Investitionen in Innovationen und Digitalisierung können helfen, die Produktivität zu steigern und Kosten zu senken. - Staatliche Unterstützung:
Programme zur Refinanzierung und Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen könnten die Insolvenzwelle bremsen.
Fazit: Eine entscheidende Zeit für Unternehmen
Das Jahr 2025 wird eine Bewährungsprobe für die deutsche und europäische Wirtschaft. Die Kombination aus wirtschaftlicher Schwäche, steigenden Insolvenzen und Arbeitsplatzverlusten stellt Unternehmen und politische Entscheidungsträger vor enorme Herausforderungen. Dennoch bietet die Krise auch die Chance, durch frühzeitige Maßnahmen und innovative Ansätze neue Wege zu finden, um die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken.
Jetzt ist die Zeit, aktiv zu werden – für Unternehmen, die auf nachhaltige Strategien setzen, und für politische Akteure, die die Rahmenbedingungen verbessern müssen.