Wie wirkt sich eine offene Steuerprüfung auf den GmbH Verkauf aus?

Eine offene Steuerprüfung kann erhebliche Auswirkungen auf den Verkauf einer GmbH haben. Sie birgt rechtliche, finanzielle und operative Risiken, die sowohl für den Verkäufer als auch für potenzielle Käufer relevant sind. In diesem Artikel erfährst du, welche Folgen eine laufende Steuerprüfung haben kann, wie du den Verkauf trotz dieser Situation erfolgreich gestalten kannst und welche Schritte zur Schadensbegrenzung notwendig sind.


Mögliche Auswirkungen einer offenen Steuerprüfung auf den Verkauf

1. Unsicherheit über finanzielle Verpflichtungen

  • Eine Steuerprüfung kann zu Nachzahlungen, Zinsen oder Strafen führen, wenn Unregelmäßigkeiten festgestellt werden. Käufer könnten befürchten, dass die GmbH finanzielle Belastungen mit sich bringt, die ihren Wert mindern.
  • Da das Ergebnis der Prüfung unklar ist, ist der tatsächliche finanzielle Zustand der GmbH schwer einzuschätzen.

2. Geringere Attraktivität für Käufer

  • Potenzielle Käufer könnten zögern, in eine GmbH mit offenen steuerlichen Risiken zu investieren. Dies betrifft insbesondere Käufer, die keine Erfahrung mit der Bewältigung solcher Situationen haben.
  • Strategische Investoren oder Wettbewerber könnten trotzdem interessiert sein, verlangen aber in der Regel eine deutliche Risikoprämie in Form eines niedrigeren Kaufpreises.

3. Verzögerungen im Verkaufsprozess

  • Käufer könnten darauf bestehen, den Abschluss des Verkaufs bis zum Ende der Steuerprüfung zu verschieben, um das volle Risiko abschätzen zu können.
  • Alternativ müssen Verkäufer umfangreiche Garantien oder Sicherheiten bieten, was zusätzliche Verhandlungen erfordert.

4. Haftungsrisiken für den Verkäufer

  • Wenn die Steuerprüfung nach dem Verkauf zu Nachforderungen führt, könnten Käufer versuchen, den Verkäufer haftbar zu machen. Ohne klare vertragliche Regelungen kann dies zu rechtlichen Auseinandersetzungen führen.

5. Einschränkungen bei der Verlustnutzung

  • Wenn die Steuerprüfung Verlustvorträge betrifft, könnte dies den steuerlichen Wert der GmbH beeinträchtigen, was für Käufer, die diese nutzen möchten, ein entscheidender Faktor ist.

Strategien, um die Auswirkungen einer Steuerprüfung zu minimieren

1. Transparenz schaffen

  • Informiere potenzielle Käufer offen über die laufende Steuerprüfung und stelle alle relevanten Unterlagen bereit.
  • Dies kann das Vertrauen erhöhen und signalisiert, dass du keine Informationen zurückhältst.

2. Risiken quantifizieren

  • Lasse die potenziellen steuerlichen Nachforderungen von einem Steuerberater schätzen. Eine klare Darstellung der Worst-Case-Szenarien hilft Käufern, die Risiken besser zu bewerten.

3. Kaufpreis anpassen

  • Erwäge, den Kaufpreis um den geschätzten Betrag der möglichen Nachforderungen zu senken. Alternativ können Verkäufer und Käufer eine Treuhandlösung vereinbaren, bei der ein Teil des Kaufpreises zurückgehalten wird, bis die Steuerprüfung abgeschlossen ist.

4. Haftung vertraglich regeln

  • In den Kaufvertrag können spezielle Garantien oder Freistellungsklauseln aufgenommen werden. Der Verkäufer verpflichtet sich, für eventuelle Nachforderungen aus der Steuerprüfung aufzukommen, die aus der Zeit vor dem Verkauf stammen.

5. Steuerliche Beratung einholen

  • Ziehe einen erfahrenen Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer hinzu, um die Steuerprüfung zu begleiten und die potenziellen Risiken für Käufer und Verkäufer zu minimieren.

6. Alternative Verkaufsstrategien prüfen

  • Bei hoher Unsicherheit könnte ein Asset Deal (Verkauf der Vermögenswerte statt der Anteile der GmbH) in Betracht gezogen werden. Damit umgeht der Käufer mögliche Altlasten, die direkt mit der GmbH verbunden sind.

Relevante rechtliche Aspekte

1. Steuerliche Nachhaftung

  • Verkäufer können nach deutschem Recht auch nach dem Verkauf einer GmbH für steuerliche Altlasten haftbar gemacht werden, sofern keine Freistellungsklauseln im Vertrag vereinbart wurden.
  • Nach § 75 AO (Abgabenordnung) haftet der Erwerber einer GmbH für steuerliche Verbindlichkeiten, wenn er das Unternehmen weiterführt. Daher ist eine klare vertragliche Regelung essenziell.

2. Gewährleistung im Kaufvertrag

  • Käufer fordern oft Garantien, dass keine weiteren steuerlichen Risiken bestehen. Eine offene Steuerprüfung könnte jedoch dazu führen, dass der Verkäufer keine uneingeschränkten Garantien geben kann.

3. Offenlegungspflicht

  • Als Verkäufer bist du verpflichtet, die Steuerprüfung offenzulegen. Verschweigen oder Zurückhalten von Informationen kann rechtliche Konsequenzen haben und den Käufer berechtigen, vom Kauf zurückzutreten oder Schadensersatz zu verlangen.

Wie Käufer eine Steuerprüfung bewerten

Potenzielle Käufer bewerten eine offene Steuerprüfung anhand folgender Faktoren:

  • Prüfungszeitraum: Über welchen Zeitraum erstreckt sich die Prüfung? Längere Zeiträume erhöhen das Risiko.
  • Prüfungsschwerpunkte: Geht es um kleinere Buchhaltungsfehler oder um komplexe Themen wie Umsatzsteuer, Verrechnungspreise oder verdeckte Gewinnausschüttungen?
  • Vorherige Betriebsprüfungen: Gab es in der Vergangenheit ähnliche Probleme oder Nachforderungen?
  • Kooperationsbereitschaft: Wird die Steuerprüfung professionell und zügig bearbeitet?

Käufer ziehen oft steuerliche Experten hinzu, um die Situation im Rahmen der Due-Diligence-Prüfung umfassend zu bewerten.


Tipps für Verkäufer

  1. Frühzeitige Klärung
    • Wenn möglich, schließe die Steuerprüfung ab, bevor du die GmbH zum Verkauf anbietest. Dies erhöht die Verhandlungsposition und den Verkaufspreis.
  2. Dokumentation bereitstellen
    • Stelle potenziellen Käufern alle relevanten Unterlagen zur Verfügung, einschließlich Schriftverkehr mit dem Finanzamt und Steuerberaterberichten.
  3. Spezialisten hinzuziehen
    • Ein erfahrener Steuerberater kann helfen, die Steuerprüfung schnell abzuschließen oder die Ergebnisse so aufzubereiten, dass sie den Verkaufsprozess nicht behindern.
  4. Flexible Verhandlungsmodelle
    • Sei offen für alternative Vereinbarungen wie Kaufpreisanpassungen, Treuhandkonten oder Earn-Out-Modelle, um Käufer trotz der Unsicherheiten zu überzeugen.

Fazit

Eine offene Steuerprüfung kann den Verkauf einer GmbH erschweren, aber nicht verhindern. Transparenz, eine klare Risikobewertung und vertragliche Absicherung sind entscheidend, um das Vertrauen potenzieller Käufer zu gewinnen. Mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung durch Experten lassen sich die Auswirkungen minimieren, und der Verkauf kann trotz der offenen Steuerprüfung erfolgreich abgeschlossen werden. Wer beim GmbH verkaufen strategisch vorgeht, kann auch in dieser Situation einen fairen Preis erzielen und den Verkaufsprozess effizient gestalten.

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